Ausschließeritis

Ausschließeritis – wieder mal ein neues Wort gelernt. Heute vom hessischen Grünen-Chef Tarek Al-Wazir via  Spiegel-Online.

Der Fehler in Hessen war, dass vor der Wahl Frau Ypsilanti kategorisch die Koalition mit der Linken ausgeschlossen hat – darum wollte Al-Wazir nicht jede Koalition mit der SPD für alle Zeit ausschließen.

Die Ausschließeritis ist in einer Demokratie eine schwierige Krankheit – weil man im Zusammenleben mit anderen Menschen immer Kompromisse machen muss. Es gehört zur Reifung dazu, zu erkennen, dass man bestimmte Dinge nur im Kuhhandel erreichen kann. Die Frage ist dann immer: ab wann verkauft man seine Identität – sich selbst?

Vor einigen Jahren bin ich aus der SPD ausgetreten, weil ich die Linie des damaligen Vorsitzenden Lafontaine nicht vertreten konnte. Ein (Ex-)Genosse sagte damals zu mir:

Aber darum tritt man doch nicht aus! Mensch, wenn ich 70% von dem, was meine Partei macht gut finden würde – dann wäre ich ein glücklicher Mensch! So ist die Welt doch nicht!

Ich bin bis heute nicht wieder eingetreten – auch in die Kirche nicht. Manchmal bin ich froh darüber oder denke: „Wenn ich noch nicht ausgetreten wäre, dann würde ich es jetzt tun.“

Aber was gestalte ich in der Gemeinschaft, in der ich lebe? Wo übernehme ich Verantwortung?

Hmm: diese Ausschließeritis!